
Produktions-, Transfer-, Beschaffungs- und Verkaufs-Kanban: Unterschiede und Anwendungsfälle
Die korrekte Anwendung der Pull-Logik nach den Prinzipien der Lean Production erfordert weit mehr, als nur Karten aufzuhängen oder Regale einzurichten.
Ein gut konzipiertes Kanban-System kann sich über die gesamte Supply Chain erstrecken: von internen Prozessen über Materialbewegungen bis hin zu Einkauf und Distribution an den Endkunden.
Um ein effektives System zu strukturieren, muss man verstehen, welche Arten von Kanban existieren, was sie gemeinsam haben und welche betriebliche Unterschiede die Wahl der einen oder anderen Art bestimmen.
Die gemeinsame Logik: was jedes Kanban gemeinsam hat
Unabhängig vom Einsatzgebiet basieren alle Kanban-Systeme auf gemeinsamen Prinzipien, die ihre Funktionsweise bestimmen.
- Ein physischer Behälter
Im Kern jedes Kanban-Systems steht immer ein realer Behälter. Dies kann eine Kiste, eine Palette oder eine Box sein – entscheidend ist, dass er eine greifbare Materialmenge darstellt.
- Eine Karte, die ein Signal erzeugt
Die Kanban-Karte, physisch oder digital, stellt das Signal dar, das die nächste Aktion auslöst: Produktion, Transfer, Nachbestellung oder Lieferung.
Sie wird vom Behälter gelöst, sobald dieser geleert ist, und startet so einen neuen Zyklus.
- Ein Kanban-Board zur Kontrolle
Zur Verwaltung des Kartenstatus ist ein Kanban-Board erforderlich – ein Visual-Management-Tool, das physisch (Tafel, Panel) oder digital sein kann.
KanbanRocket, als e-Kanban-Lösung, bietet ein vollständig konfigurierbares elektronisches Board, um den Materialstatus in Echtzeit zu überwachen – auch in Szenarien mit mehreren Werken oder Abteilungen.
- Eine korrekte Dimensionierung
Jede Art von Kanban erfordert eine präzise Dimensionierung, basierend auf:
- Durchschnittlichem oder statistischem Verbrauch (z. B. gleitender Durchschnitt über ein Fenster = Lead Time, mit Auswertung im 95. Perzentil)
- Lead Time für Beschaffung, Produktion oder Transfer
- Sicherheits-Lead Time zum Schutz vor Schwankungen und Verzögerungen
- Menge pro Behälter
- Kanban-Typ (Rein, Los oder Signal)
Innerhalb von KanbanRocket stehen automatische Berechnungstools zur Verfügung, um jeden Kanban-Link korrekt zu dimensionieren.
Die Unterschiede: wann man die verschiedenen Kanban-Typen einsetzt
Sobald die gemeinsamen Elemente klar sind, ist es entscheidend zu verstehen, welcher Kanban-Typ je nach Prozess einzusetzen ist.
Produktions-Kanban
Wird verwendet, um die interne Produktion von Halbfertigprodukten oder Komponenten auszulösen.
- Kontext: zwischen zwei Abteilungen oder zwischen einer Arbeitsstation und einem Entkopplungslager (Supermarket).
- Funktionsweise: die Karte wird beim Verbrauch gelöst und erzeugt eine Produktionsanforderung.
- Besonderheiten: die Lead Time muss interne Ressourcenverfügbarkeit, Rüstzeiten und Maschinenauslastung berücksichtigen. Es ist sinnvoll, Maximalbelastungsgrenzen festzulegen, um eine Kartenanhäufung in den Warteschlangen zu vermeiden.
Beispiel: Bei der Verbindung einer Spritzgießabteilung mit einer Montageabteilung kann es sinnvoll sein, Los-Karten zu verwenden, um die Produktionskosten zu optimieren.
Mit KanbanRocket ist es möglich, den Status der Karten in Bearbeitung in Echtzeit zu überwachen, Warnmeldungen zu erhalten, wenn Lead Times nicht eingehalten werden, und dank Integrationen Produktionsaufträge automatisch im ERP-System zu erzeugen.
Transfer-Kanban
Dient zur Steuerung des physischen Materialtransfers innerhalb des Unternehmens.
- Typischer Kontext: zwischen Lagern und Fertigungslinien oder zwischen Logistik- und Produktionsabteilungen.
- Funktionsweise: die Karte löst eine logistische Aufgabe zur Auffüllung oder zum Transfer aus.
- Besonderheiten: das Layout und die Transportwege müssen optimiert sein. Ebenso ist es wichtig, die Supermarket-Bereiche für die Entnahme korrekt zu gestalten.
KanbanRocket ermöglicht die digitale Verwaltung interner Transferflüsse, integriert Logistik und Produktion und verbindet sich mit bestehenden Tools wie WMS.
Beschaffungs-Kanban
Ersetzt manuelle oder MRP-basierte Bestellungen durch ein Pull-System, das auf realem Verbrauch basiert.
- Typischer Kontext: Materialien, die von externen Lieferanten bezogen werden (Rohstoffe, Komponenten).
- Funktionsweise: beim Verbrauch der Karte wird eine Bestellanforderung an den Lieferanten generiert.
- Besonderheiten:
- Der Lieferant muss im System geschult und in die Definition der Dimensionierungsregeln eingebunden sein
- Mit dem Lieferanten müssen klare Vereinbarungen getroffen werden (Lead Time, Lieferfrequenz, Mindestlosgröße, Etikettierung) und diese in Lieferverträgen formalisiert werden
- Der Lieferant muss rechtzeitig Einblick in die Anforderungen haben, um sie erfüllen zu können (z. B. über das e-Kanban-Portal von KanbanRocket)
- Für maximale Performance sollte auch der Lieferant mit KanbanRocket arbeiten. Für Lieferanten ist die Nutzung der Software kostenlos, was die Integration besonders attraktiv macht
Mit KanbanRocket lassen sich Bestellungen automatisch generieren, deren Erfüllung nachverfolgen und Lieferscheine erstellen – wodurch Fehler reduziert und die Effizienz gesteigert wird.
Verkaufs-Kanban
Steuert die Kundenbelieferung auf Basis des realen Verbrauchs.
- Typischer Kontext: Kundenbestandsverwaltung, Konsignationslager oder Logiken des automatischen Nachschubs.
- Funktionsweise: der Kunde verbraucht einen Behälter, löst die Karte und ein automatischer Nachschub wird ausgelöst.
- Besonderheiten:
- Eine gemeinsame Sichtbarkeit zwischen Kunde und Lieferant ist entscheidend, beispielsweise über die Kanban-Boards von KanbanRocket
- Häufig unterscheiden sich interne Artikelcodes von denen des Kunden; daher ist die Transkodierungsfunktion nützlich, sodass jeder mit seinen eigenen Codes arbeiten kann, während ein gemeinsamer „Übersetzer“ zwischen den Unternehmen fungiert
Mit KanbanRocket können Verkaufs-Kanban mit geteilter Sichtbarkeit zwischen Kunde und Lieferant verwaltet werden – auch bei unterschiedlichen Codierungen. Integriert ins ERP kann die Software automatisch Verkaufsaufträge erstellen, sobald der Kunde eine Karte verbraucht.
Jeder Kanban-Typ erfordert ein maßgeschneidertes Projekt
Es gibt keine universelle Regel: jedes Unternehmen, jeder Fluss und jeder Prozess erfordert ein spezifisches Projekt.
Die Pull-Logik funktioniert nur, wenn sie korrekt dimensioniert, überwacht und gepflegt wird.
KanbanRocket unterstützt diese Komplexität mit praxisnahen Tools für:
- die Gestaltung und Simulation von Kanban-Verknüpfungen,
- die digitale Verwaltung von Kanban-Karten,
- die Integration mit ERP und Lieferanten,
- die kontinuierliche Pflege der Parameter.
Mit einer fortschrittlichen Lösung lässt sich der Schritt vom Konzept der einfachen Kanban-Karte hin zum echten Kanban-System vollziehen – vollständig orchestriert und nachhaltig.
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